Die Modelleisenbahn ist ein vielfältiges Hobby. Unzählige Varianten sind möglich. Trotzdem ergeben sich gewisse Polarisierungen. Dabei wird die eine oder andere Interessengruppe immer mal gescholten, weil sie nicht dem eigenen Gusto entspricht. Ich bin der Meinung, jeder sollte nach seiner Fasson glücklich werden. Ich habe meine Variante des Hobbys gefunden. Ich möchte vorbildgetreu Anlagen bauen, die nicht unbedingt das konkrete Vorbild bis in´s Detail nachbilden. Mein Motto lautet:

 

 So könnte es gewesen sein!

 

 

Bei der „großen" Eisenbahn gibt es viele Vorbilder, die mich interessieren. Einige davon habe ich bereits versucht, im Modell nachzubilden. Kaum eine Anlage ist je fertig geworden, weil die Projekte zu umfangreich waren oder die Freude daran auf der Strecke blieb. Nach einer langen Phase der Unentschlossenheit habe ich mich für ein Anlagenmotiv entschieden, welches ich Stück für Stück realisieren möchte. Für eine Anlage in den eigenen vier Wänden, die auf den Betrachter realistisch wirkt, bietet sich ein Kleinbahn- oder ein Schmalspurbahnmotiv an. Bescheidene Gleisanlagen und ein überschaubarer Fahrzeugpark stellen den Erbauer und Betreiber einer solchen Anlage vor lösbare Probleme. Dabei kann der Betrieb einer solchen Anlage durchaus spannend und unterhaltsam sein.

Für den Betriebsbahner ist ein Motiv mit industriellem Flair besonders attraktiv, weil eine Vielzahl von Transportaufgaben zu lösen ist. Auf dem Lande ist der Eisenbahnverkehr dagegen eher bescheiden. Höchstens in der Erntezeit ist viel los. Daß ich mich für letzteres entschieden habe, kann ich nicht wirklich begründen. Es war eine Entscheidung „aus dem Bauch heraus" wie man so schön sagt. Vielleicht spielte die Romantik des ländlichen Raumes eine Rolle, auch wenn diese oft mehr Schein als Sein ist. Die Betriebsstellen solcher Bahnen sind so angelegt, daß sie nur die notwendigen Einrichtungen besitzen. Für den Fahrbetrieb der Modellbahn gibt das wenig mehr als das Absetzen und Aufnehmen von Güterwagen an der Ladestraße her. Der Personenverkehr ist oft sowieso Nebensache. Da gilt es Vorbilder zu finden, die noch etwas mehr bieten. Frei erfundene Bahnhofsgleispläne wirken oft unrealistisch. Meiner Anlagenplanung liegen immer Vorbildgleispläne zugrunde. In diesem Fall wurde ich in der Mark Brandenburg und im Netz der Kleinbahnen bei Greifswald fündig. Aus den wenigen Unterwegsstationen der Kleinbahn Rathenow-Senzke-Nauen, die auch über Gleisanschlüsse verfügen, habe ich eine mit dem schönen Namen Kotzen ausgewählt. Das war der Ursprung der Löderberger Kreisbahn, die inzwischen in dieser Form nicht mehr existiert. Die Anlagenkonzeption orientiert sich allerdings inzwischen an den Lenzschen Kleinbahnen im Nordosten Deutschlands.

Nach über 20 Jahren Modellbahnerei im Maßstab 1:87 bin ich fest entschlossen, nur noch in Spur 0 zu bauen. Die Maßstabsangabe vermeide ich bewußt, weil die Experten leider nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Im Spaß habe ich mal gesagt, daß ich in 0 bauen muß, weil ich inzwischen schlechter sehen kann. Den wahren Grund kann ich wieder nicht nennen. Jedenfalls macht es riesengroßen Spaß. Wenn ich zu gar nichts Lust habe, setze ich mich vor meine Anlage und lasse die Seele baumeln. In meiner Phantasie belebt sich meine kleine Modellbahnwelt. So kann man gut die Realität vergessen, wenn sie mal anders ist als gewünscht. Moderne Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten haben mir im vergangenen Jahr eine Fülle von Anregungen und einige Freunde beschert. Dem Internet sei dank. Nun versuche ich meine Auffassung von Modellbahn auf dieselbe Weise unter das Volk zu bringen. Über Resonanz freue ich mich natürlich. Die 0-Schmalspurbahner sind nur ein kleines Häufchen was leider auch nicht immer unter einen Hut zu bringen ist. Vielleicht bekommt der Eine oder Andere dank des Internets auch Freude an in 0e, 0m oder 0f zu bauen.