Ab Mitte der 1920er Jahre begann der Kraftverkehr zur Konkurrenz für die Eisenbahnen in Deutschland zu werden. Lastkraftwagen und Busse entzogen den Bahnen Fracht und Fahrgäste. Besonders Klein- und Schmalspurbahnen hatten zunehmend darunter zu leiden. Deren zulässige Höchstgeschwindigkeiten waren recht niedrig. Aufgrund der unterwegs notwendigen zeitaufwendigen Rangierarbeiten der oft noch eingesetzten gemischten Züge ergaben sich geringe Reisegeschwindigkeiten. Die Bahnhöfe lagen am Ortsrand oder gar eine längere Strecke entfernt. Durch die Trennung von Güter- und Personenverkehr unter anderem mittels Einsatz von Triebwagen konnte man zumindest das Problem der Reisegeschwindigkeit etwas verringern. Trotzdem stand zu befürchten, dass Bahnkunden immer öfter zur „Gummikonkurrenz“ wechselten. Busse waren schneller unterwegs. Die Haltestellen der Buslinien lagen in den Orten. Die Linienführung ließ sich mit wenig Aufwand an die Bedürfnisse der Kunden anpassen. Verschiedene Bahnverwaltungen beschafften deshalb Lastkraftwagen und Busse, wenn es die Finanzen zuließ. Durch den Einsatz von Bussen konnten Linien eingerichtet werden, welche die bestehenden Bahnstrecken ergänzten. Teilweise ließ man wenig ausgelastete Züge entfallen. Mit dieser Maßnahme konnte die Konkurrenzsituation mit dem Straßenverkehr für einige Jahre entschärft werden.

 

Der „Gummikonkurrenz“ auf meiner Anlage Platz einzuräumen, war zunächst nicht geplant. Die lange und intensive Beschäftigung mit dem Vorbild ließ dann aber doch den Gedanken reifen, dieses Thema zu gestalten. Vorerst scheiterte die Realisierung daran, dass es kein passendes Busmodell gab. Dank eines großzügigen Spenders kam ich vor einigen Jahren in den Besitz von Straßenfahrzeugmodellen meiner Wahl. Auf meiner Wunschliste stand auch ein Modell eines Mercedes – Busses. Leider war er nicht lieferbar. So entstand die Idee, einen LKW zum Bus umzubauen. Zwei als Spielzeug einzustufende passende Fahrzeuge besaß ich. Da diese aber einen unförmigen Kasten mit Schwungradantrieb unten drunter hatten, legte ich das Projekt auf Eis, denn einer der LKW hätte erstmal ein anderes Untergestell kriegen müssen. Jahre später bot Jürgen Hans ( Jaffa ) für ein Busmodell des russischen Typs GAZ 3-30 den Zurüstsatz für einen Dachgepäckträger an. Damit erhielt die Idee, der „Löderberger Kreisbahn“ die „Gummikonkurrenz“ vor die Tür zu stellen, neue Nahrung. Bei der Null Schmalspurausstellung ( NuSSA ) im März 2020 erwarb ich einen solchen Bus inklusive Zurüstsatz.

 

Das Innenleben des Busses habe ich farblich ein wenig nachbehandelt. Die Sitze wurden rehbraun überstrichen. Die Griffstangen an den Sitzbänken wurden mit Aluminiumfarbe eingefärbt. Der Fußboden erhielt einen grauen Anstrich und die Untergestelle der Sitze einen in erdbraun. Da man vom Innenleben des Busses wenig sieht, reicht das aus. Die Lampengehäuse und der Lampenträger vor dem Kühler strich ich schwarz. Ursprünglich störte mich der glänzende Lack des Busses. Ich hatte aber keine gute Idee, das zu ändern. Vor hundert Jahren hat man sich noch richtig Mühe gegeben, schöne Autos zu bauen. Warum sollten sie nicht glänzen. Der Glanzlack blieb und aus diesem Grund auch die „verchromten“ Stoßstangen.

 

Beim Bau des Dachgepäckträgers ging ich streng nach Bauanleitung vor. Mit „Geduld und Spucke“ war der Bau des Gepäckträgers kein Problem. Bei der Leiter wurde es dann aber knifflig. Mit ca. 3 cl Scotch Whisky gelang es dann aber doch, die Leiter dort anzubringen, wo sie hingehörte. Ganz perfekt ist es nicht geworden. Die kleinen Mängel fallen aber nicht auf und mir gefällt der Bus so. Das Schild über der Windschutzscheibe wird noch den Namen des Zielortes erhalten.

 

Inzwischen bin ich zur Einsicht gelangt, den Bus als Eigentum der „Löderberger Kreisbahn“ zu deklarieren, um die eingangs geschilderte Situation ins Modell umzusetzen. Die „LKB“ versucht mit der Einrichtung eines eigenen Busverkehrs der Konkurrenz des Straßenverkehrs zu begegnen.